Für beide Teams war klar: Verlieren verboten. Schattdorf ist bereits seit geräumiger Zeit Träger der roten Laterne und bekam gegen den direkten Tabellennachbar die Chance, diese abzugeben bzw. mit Oberriet-Grabs tabellenmässig gleichzuziehen. Dementsprechend hoch schlugen die Herzen der Ringer sowie dem zahlreich mitgereisten Fanionteam und die Emotionen wallten hoch. Die Urner setzten alles daran, um den Befreiungsschlag zu realisieren.
von Caroline Bucher

Ein Verein mit NLA-Tradition
Die RRS ist seit 2009 ununterbrochen in der höchsten Liga der Schweiz anzutreffen. Ein paar Mal mussten sie in die Auf- bzw. Abstiegsrunde, doch immer konnten sie sich in der NLA behaupten. Die Extrarunde in den Play-Outs möchten die Schattdorfer um jeden Preis verhindern. So reiste eine grosse mit Glocken und Treicheln ausgestattete Fanschar rund 150 Kilometer in die Ostschweiz, um ihre Schützlinge lautstark zu unterstützen und sich die zwei so wichtigen Tabellenpunkte zu holen. Einige Rochaden in der Aufstellung wurden vorgenommen, um den Widersachern aus Oberriet-Grabs Paroli zu bieten. So fanden sich beispielsweis die Ufhusner Verstärkung Simon Marti und der Team-Routinier Michael Jauch auf der Startliste. Mit diesen Personalwechsel legten die Urner alles in die Waagschale und machten deutlich, dass sie dem Oktoberfest im St. Galler Rheintal einen Strich durch die Rechnung machen und den Sieg mit nach Hause nehmen wollen.
Das Wichtigste vorweg: Die Schattdorfer holten sich sieben von zehn möglichen Siegen und dominierten den Kampf von Beginn weg. Zur Pausenmitte waren die Urner bereits mit 14 zu 4 Punkten im Vorsprung und gaben diesen bis zum Kampfende nicht mehr ab. Thomas Epp eröffnete den Abend in der tiefsten Gewichtsklasse bis 57kg gegen Tinio Ritter. Epp nahm das Zepter von Beginn weg in seine Hände und gab keinen Zähler ab. So holte sich der Flüeler einen 8 zu 0 Punktesieg und brachte die ersten drei Punkte aufs Schattdorfer Konto. Auch die Ufhusner Verstärkung Simon Marti enttäuschte nicht. Der amtierende Greco-Schweizmeister und Vize-Schweizermeister im Freistil ist in dieser Saison noch ungeschlagen, ob in der NLA für Schattdorf oder bei seinem Stammverein Ufhusen in der NLB. Auch gegen Bruno Flück gab Marti den Tarif durch und punktete seinen Widersacher gleich mit 16 zu 0 Punkten aus. Sergio Gamma legte gleich noch einen weiteren Sieg durch technische Überlegenheit nach. Auch Gamma holte sich die maximale Mannschaftswertung und schlug Noah Sprecher mit 15 zu 0 Punkten. Einen ersten Zähler musste Michael Jauch an Ilir Fetahu abgeben. Doch Jauch bewies seine Erfahrung und sicherte sich gegen den starken Ostschweizer einen 5 zu 2 Punktesieg. Erst im fünften Kampf hatte der Urner Sven Gamma das Nachsehen und musste den Sieg in St. Galler Hände abgeben. Trotz eines umkämpften Auftrittes musste sich Gamma mit 1 zu 7 Punkte gegen Janis Steiger geschlagen geben. Die erste Hälfte dominierten die Urner klar nach Belieben und distanzierten Oberriet-Grabs mit einer Zehnpunktedifferenz.
Sven Epp brachte die Urner Dampflokomotive dann wieder zurück auf die Siegesschiene. Er bezwang seinen Widersacher Robin Zwick klar mit 7 zu 0 Punkten. Aaron Zberg konnte an seinen Erfolg von letzter Woche anschliessen und holte sich gegen Flavio Freuler einen starken 5 zu 2 Punktesieg in der Gewichtsklasse bis 70kg. Der ehemalige Internationale Nicolas Christen traf auf den Natikollegen Andreas Vetsch. Christen musste sich stark in der Defensivarbeit beweisen und verlor mit 0 zu 4 Punkten. Auch Benjamin Gander kam nicht an Zählbares und musste sich durch Maurus Zogg mit 0 zu 17 Zählern auspunkten lassen. Einen fulminanten Schlusssieg legten dann aber Lars Epp auf die Matte. Er dominierte mit 11 zu 1 Punkten über Nicolas Steiger und doppelte gleich mit einem Schultersieg nach. So erhöhte der Seedorfer das Schattdorfer Punktekonto zum Endresultat von 23 zu 11 Punkten.
Der Urner Torpedo nahm von der ersten Sekunde an Tempo auf und konnte bis zum Schluss nicht annähernd gebremst werden. So belegen die Schattdorfer nun punktgleich mit Oberriet-Grabs den fünften Tabellenrang und machten somit einen wichtigen Schritt in Richtung Ligaerhalt. Mit diesem fulminanten ersten Saisonsieg gab es jedoch auch eine etwas traurigere Nachricht zu verkünden. Der Routinier und Teamstütze Michael Jauch gab mit dem Sieg über Ilir Fetahu seinen Rücktritt und zog sinnbildlich die Ringerschuhe aus. Der 42-jährige RRS-Dauerbrenner beendete mit diesem letzten überzeugenden Auftritt seine beeindruckende Ringerkarriere. Er war Leader über mehrere Generationen sowie ein Vorbild durch und durch. Seine Leidenschaft für den Ringersport und den Verein waren eine grosse Inspiration. Kurz gesagt, er ist und bleibt eine gelb-blaue Legende. Vielen Dank Michi, für alles!

