In einem Krimiduell gegen Willisau holte sich Schattdorf den ersten Punkt durch ein Unentschieden. Bis zur letzten Kampfsekunde mussten die Urner ihre Hörner zeigen und kämpfen. Dementsprechend laut wurde es im Hexenkessel in Beckenried und die Zuschauer bejubelten ihr Team lautstark.
von: Caroline Bucher

Von vorne links > Thomas Epp, Sven Gamma, Kim Besse, Stone Perlungher
Beide Teams besetzten die zehn Gewichtsklassen voll. Willisau trat keineswegs mit einer «B-Mannschaft» an, sondern zählte auf viele erfahrene Gesichter, musste aber auch auf einige Athleten wie Reichmuth und Scherrer verzichten. Die Willisauer liegen nach der Vorrunde an der Tabellenspitze und sind bis anhin noch ungeschlagen. Schattdorf hingegen befindet sich am Tabellenende. In der Vorrunde verlor die RRS gegen die Willisauer mit 12 zu 22 Punkten. Die Favoritenrolle lag klar bei den Luzerner Hinterländer, doch Schattdorf war hungrig auf Punkte und zeigte von Beginn weg eine souveräne Leistung. Stone Perlungher erwischte gegen Rashid Abdul Hotak nicht den besten Start und musste bei einem Take-Down zwei Punkte abgeben. Obwohl Hotak in der Bodenlage die Möglichkeit auf weitere Punkte hatte, konnte Perlungher durch gute Defensivarbeit weitere Zähler abwehren. Perlungher sicherte sich mit einem gezielten, blitzschnellen Angriff eine Viererwertung zur 4 zu 3 Pausenführung. Beide Leichtgewichtler wussten sich danach gegenseitig zu neutralisieren, doch Perlungher blieb stets konzentriert und konnte weitere Angriffsversuche des Luzerners abwehren. Der Urner holte sich am Ende einen 5 zu 3 Punktesieg. In der höchsten Gewichtsklasse traf Christoph Waser auf John Ani. Mit zwei Überraschungsangriffen ging Waser mit 2 zu 0 Punkten in Führung. Ani zeigte eine eher passive Kampfweise und Waser sicherte sich weitere Zähler. Der beinahe 40kg grosse Gewichtsunterschied wusste Waser gut einzusetzen und konnte den etwas unbeholfen wirkenden Ani rigoros auspunkten. Nach fünf Kampfminuten ging Waser mit 16 zu 0 Punkten als technischer Sieger von der Matte. Der Schattdorfer zeigte eine souveräne Leistung und hatte den Kampf in jeder Sekunde voll in seinen Händen. Thomas Epp stand gegen Timon Zeder erstmals in dieser Saison für die RRS im Einsatz. Epp konnte seine Verletzung am Finger auskurieren, musste dafür jedoch die Aktiv-WM auslassen. Kurz vor der Kampfpause konnte sich Epp einen 3 zu 0 Vorsprung holen. Epp blieb weiterhin am Drücker und erhöhte sein Punktekonto auf 5 zu 0. Zeder kam nicht aus der Defensivrolle heraus und schien gegen den Urner nicht die passende Antwort bereit zu haben, was dem Schattdorfer einen 5 zu 0 Punktesieg einbrachte. Der Jubelschrei zum Schluss unterstrich, wie wichtig der Sieg für Epp und aber auch für die Mannschaft war. Nicolas Christen duellierte sich mit dem ebenfalls grossgewachsenen Daniel Häfliger. Die Bodenlage wusste der Urner auszunutzen und ging mit einem Fünf-Punkte-Polster in Führung. Häfliger konnte keine Angriffsversuche lancieren. Christen hingegen forderte den Luzerner stets, was diesen sichtlich aus der Puste brachte und in die Passivität zwang. Dennoch musste der Urner die Zähler hart erkämpfen. Christen holte sich einen 9 zu 0 Punktesieg und brachte die Urner mit 12 zu 1 Zählern in Führung. Den letzten Kampf vor der Pause trugen Sven Gamma und Mathias Martinetti aus. Der Schattdorfer Sportchef münzte die Bodenlage zur 3 zu 0 Punkteführung um. Auch nach der Pause war Gamma weiterhin am Drücker, musste aber einen Zähler an den Luzerner abtreten. Dies schien den jungen Willisauer wachzurütteln und brachte den Urner in die Passivität. Gamma gab jedoch keinen Punkt ab. Eine blutende Kopfwunde brachte Gamma allerdings etwas aus dem Konzept und das Duell blieb bis zum Schluss sehr spannend. Martinetti konnte immer mehr Punkte gutmachen, doch Gamma brachte einen knappen Vorsprung über die Kampfzeit und gewann mit 7 zu 6 Punkten. Die Urner konnten alle fünf Kämpfe vor der Pause für sich entscheiden und lagen zur Mitte des Abends mit 14 zu 2 Punkten vorne.
Nach der Pause ging es mit dem Freistilkampf zwischen Sven Epp und Mansur Mavlaev weiter. Mavlaev war von Anfang an am Drücker und sicherte sich zwei Take-Downs sowie eine Viererwertung zur 8 zu 0 Führung. Immer wieder lancierte der Luzerner gefährliche Angriffe, welche der Urner nicht abwehren konnte. Nach knapp drei Minuten Kampfzeit wurde Epp mit 0 zu 16 Zählern ausgepunktet und verlor durch technische Unterlegenheit. Kim Besse bekam es mit Florian Bissig zu tun. Besse zeigte sich aktiv und konnte sich einen 5 zu 0 Punktevorsprung sichern. Der Luzerner gelang arg in Bedrängnis, konnte sich aber mit Müh und Not aus einer Päcklisituation retten. Der Willisauer Löwe legte nach der Pause einen Zahn zu und konnte zum 3 zu 5 Zwischenstand verkürzen. Beide Akteure neutralisierten sich anschliessend gegenseitig und Besse gelang es einen 5 zu 4 Punktevorsprung zu verzollen. Besse erwischte den besseren Start und konnte eine knappe Führung zum Punktesieg verwalten. Die Willisauer waren zwar auf dem Vormarsch, aber die Urner lagen immer noch mit 16 zu 7 Punkten vorne. Etwas unglücklich wendete sich das Blatt für Yannick Epp. Er lancierte einen Angriffsversuch und geriet dabei beinahe selbst auf die Schultern. Doch Epp konnte sich gegen Michael Portmann aus seiner misslichen Lage befreien und lag mit 0 zu 5 Punkten im Rückstand. Der Internationale Portmann baute seinen Vorsprung immer weiter aus. Eine Aktion jagte die nächste, aber Epp wehrte sich mit Leibeskräften. Zur Kampfmitte lag der Willisauer mit 12 zu 0 Punkten in Führung. Nach weiteren 20 Kampfsekunden erreichte Portmann mit 18 zu 0 die technische Überlegenheit und konnte so auf 11 zu 16 Mannschaftspunkte verkürzen. Benjamin Gander musste für einmal nicht erst im letzten Kampf des Abends ran, sondern traf in der Gewichtsklasse bis 75kg Greco auf Jonas Bossert. Gander liess sich nicht vom Palmares des erfahrenen Willisauers einschüchtern und bot lange Zeit Paroli. Zwei Aktionen am Mattenrand brachten den Luzerner mit 5 zu 0 Punkten in Führung. Der Fight ging nach der Pause sehr hitzig und hartumkämpft weiter. Gander kämpfte wie ein Stier und luchste Bossert zwei wichtige Punkte ab. Nach dieser Aktion ging Bossert deutlich vom Gas runter und zeigte sich äusserst passiv. Er setzte nicht mal mehr seine Arme ein und stand lediglich aufrecht auf der Matte, was allerdings nicht als unsportliches oder passives Verhalten geahndet wurde. Gander zeigte eine hervorragende sportliche sowie menschliche Leistung und liess sich von dieser kuriosen Wendung nicht beirren (2:10). Er holte lautstark umjubelt einen sehr wichtigen Mannschaftspunkt für die Urner zum 17 zu 14 Zwischenstand. Glücklicherweise kam mit Lars Epp und Tobias Portmann wieder andere Stimmung auf und das Kampfgeschehen war durch kämpferische Leistungen gekennzeichnet. Dieser letzte Kampf entschied darüber, welches Team wie viele Punkte mit nach Hause nehmen wird. Epp geriet mit 0 zu 2 Punkten in Rückstand und musste immer weitere Angriffe abwehren. Der Willisauer zeigte eine sehr abgeklärte Leistung und führte zur Pause mit 10 zu 0 Zählern. Der Urner behielt einen klaren Kopf und blieb fokussiert. Am Mattenrand gelang es ihm genau im richtigen Zeitpunkt zu kontern und seinerseits zwei Punkte zu machen. Portmann siegte zwar mit 17 zu 2 Zählern, doch Epp sicherte den Urnern mit seinem Kampf ebenfalls einen Mannschaftspunkt. Mit diesem letzten Fight lagen die beiden Mannschaften mit 18 zu 18 Punkten gleich auf und trennten sich somit mit einem Unentschieden. Die Urner haben die Gunst des Abends gepackt und sicherten sich erstmals überhaupt einen Punkt gegen Willisau! Abgesehen von einer 19 zu 20 Punkteniederlage in der Saison 2012 verloren die Urner meist deutlich gegen die Luzerner. Deshalb fühlt sich dieses Unentschieden beinahe wie ein Sieg an. Ganze sechs der zehn Kämpfe konnten die Urner für sich entscheiden und immer wieder holten sich die Ringer wichtige Punkte. All dies schien das berühmte Zünglein an der Waage auszumachen und führte die Urner auf die Punktestrasse zurück. Michael Portmann und Lars Epp wurden zurecht als «Best Fighters» für ihre Leistungen ausgezeichnet. Mit diesem Punktegewinn befinden sich die Urner zwar immer noch am Tabellenende, doch sie konnten einen wichtigen Schritt vorwärts machen. Nächsten Samstag, 14 Oktober 2023 folgt um 19:00 Uhr gleich der nächste Heimkampf gegen die Widersacher aus Freiamt. In der Vorrunde verlor Schattdorf mit 14 zu 25 Punkten, doch mit den jüngsten Ereignissen und Erfahrungen im Rucksack wird es sicherlich ein spannendes Duell geben.