Die WM-Teilnahme hängt in der Schwebe

Auf europäischer Ebene hat Thomas Epp von der Ringerriege Schattdorf die Feuertaufe bei den Aktiven schon erlebt. An der Europameisterschaft Mitte April in Zagreb durfte der 21-Jährige erstmals bei den Grossen ran. An der Weltmeisterschaft in Belgrad, die an diesem Samstag, 16. September, beginnt, hat er nun die Möglichkeit, sich zum ersten Mal mit den besten Ringern der ganzen Welt zu messen.

von Simon Gisler (UW)

Insgesamt zehn Ringer hat Swiss Wrestling für die Titelkämpfe in Belgrad nominiert, sieben im Freistil und drei im Greco. Das Aufgebot wird angeführt von Stefan Reichmuth, der an der WM vor vier Jahren im kasachischen Nur-Sultan Bronze holte. Thomas Epp ist im freien Stil in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm gemeldet. In der serbischen Hauptstadt geht es bereits um die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024. Die fünf Bestklassierten in den Gewichtsklassen bis 57, 65, 74, 86, 97 und 130 Kilogramm sind direkt für Paris qualifiziert. In der Gewichtsklasse von Thomas Epp werden 33 Ringer um die fünf begehrten Olympiatickets kämpfen, darunter auch Titelverteidiger Zelimkhan Abakarov aus Albanien.

Neuland in doppelter Hinsicht

Bei Thomas Epp ist die Vorfreude auf die WM in Belgrad riesig. «Diese WM-Teilnahme bedeutet mir extrem viel, da es ebenfalls die erste Möglichkeit ist, sich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren», sagt der Flüeler, der an der Junioren-EM 2021 in Dortmund Bronze gewann. «Schon seit meiner Kindheit träume ich von den Olympischen Spielen.» Bei seinem WM-Debüt bei der Elite will sich der 21-Jährige auf den ersten Kampf konzentrieren und danach Kampf um Kampf nehmen. «Abgerechnet wird am Schluss.» Belgrad ist für Thomas Epp gleich in doppelter Hinsicht Neuland: Einerseits ist es seine erste WM bei den Aktiven, andererseits findet sie an einem Ort statt, an dem er noch kein Turnier bestritten hat. «Ich war noch nie in Belgrad, darum weiss ich nicht, was mich dort erwarten wird.» Seine erste Elite-EM in diesem Frühling in Zagreb beendete der Freistilspezialist auf Rang 12. «Jeder Kampf, den ich gewinnen würde, wäre gut für mich», antwortet der Urner auf seine Erwartungen in Belgrad angesprochen. «Eine Rangierung in den Top-8 wäre ein super Resultat.»

Notfallmässig operiert

Noch allerdings ist ungewiss, ob Thomas Epp in der Donaumetropole auch tatsächlich wird antreten können. Der 15-fache Schweizermeister kämpft seit mehreren Wochen mit einem Infekt am Finger. Den Verlauf seiner WM-Vorbereitung bezeichnet er denn auch als «recht durchzogen». Am eben zu Ende gegangenen zehntägigen Trainingslager mit dem Nationalkader in Aserbaidschan nahm er teil. Trotz seiner Verletzung habe er dort super trainieren können und sich topfit gefühlt, bilanziert Thomas Epp. «Allerdings hat sich durch die vielen Trainings mein Finger wieder gereizt.» Mit Folgen: Noch am Tag nach seiner Rückkehr in die Schweiz wurde der Flüeler vom Verbandsarzt untersucht. Nachdem ein MRI ergab, dass sich über dem Knochen am Finger Eiter gebildet hat, musste er sich am vergangenen Sonntag notfallmässig einer Operation unterziehen. «Der Finger musste leider aufgespreizt und alles schön ausgespült werden», erklärt Thomas Epp.

Chancen stehen 50 zu 50

Ob er rechtzeitig bis zum WM- Start am Sonntag wieder einsatzfähig sein wird, ist daher mehr als fraglich. Thomas Epp selber beziffert die Chancen auf eine Teilnahme mit 50 zu 50. Der junge Urner will nichts unversucht lassen, um in Belgrad auf der Matte zu stehen. «Wir werden alles daran setzen, dass ich am Sonntag ringen kann.»

50 zu 50 Chancen gegen Thomas

Nach reiflicher Überlegungen und Abwägung von pro und contra hat sich Thomas und sein Team gegen die Teilnahme an der Elite-WM 2023 in Belgrad entschieden. Dies ist ein Entscheid für seine Gesundheit. Jetzt heisst es die Verletzung auszukurieren und sich auf die U-23WM in Tirana (Albanien) Ende Oktober vorzubereiten.