Erwartete Niederlage und Saison-Minimalziel trotzdem erreicht

Auch der Rückkampf gegen die Ringerstaffel aus Freiamt ging klar zu Gunsten der Aargauer aus. Der Kampf hatte seine Höhepunkte, war für die zahlreichen Zuschauer unterhaltsam und bot schönen Ringersport.

Von: Caroline Bucher

Sven Epp gegen Kimi Käppeli

Durch die Niederlage im zweitletzten Qualifikationskampf muss der RC Oberriet-Grabs als sechstplatziertes Team und Tabellenschlusslicht der höchsten Liga in einem Hin- und Rückkampf um den Auf- bzw. Abstieg in der Premium League kämpfen. Schattdorf wird die Swiss Wrestling Premium League auf dem fünften Schlussrang beenden. Soviel zur aktuellen Tabellensituation, doch nun mehr zum Duell gegen die Freiämter. In der Vorrunde ging dieser Kampf auswärts mit 8 zu 27 klar mit einem Sieg für die Aargauer aus. In der heimischen Rückrunde hatten die Urner zwar wieder das Nachsehen, konnten mit dem Endresultat von 12 zu 25 Punkten aber die Punktedifferenz etwas schmaler halten.

Lion Husmann, welcher sich im Freistil besser aufgestellt sieht, musste wie im letzten Jahr gegen den vier Jahre älteren Flurin Meier ran. Auch dieses Mal konnte er dem Aargauer nichts Gleichwertiges entgegenbringen und musste mit einer Schulterniederlage von der Matte. Bereits in der Vorrunde gaben sich Elias Kempf und Roman Zurfluh die Hand. Dannzumal siegte der Freiämter vor Ablauf der Wettkampfzeit frühzeitig nach Punkten. Dieses Resultat wollte der Seedorfer verbessern. Zur Pause sah es nicht so gut aus, denn er lag mit 0 zu 10 Punkten im Rückstand. Doch die zweite Kampfhälfte sah plötzlich ganz anders aus. Zurfluh schien offensichtlich konditionell nicht auf der Höhe zu sein. Kempf hingegen konnte zulegen und luchste seinem Widersacher zwei Punkte ab. Das Endresultat von 2 zu 10 für den Aargauer bescherte den Schattdorfern den ersten Mannschaftspunkt. Eine spannende Partie versprach der Kampf zwischen den beiden Kaderkollegen Thomas Epp und Nils Leutert zu werden. Beide Ringer riskierten in der ersten Kampfhälfte nicht viel und der Freiämter ging mit einer 1 zu 0 Punkteführung, herrührend aus einer Aktivitätszeit, in die Coachingecke. Auch nach der Pause das gleiche Bild: Beide Ringer neutralisierten sich vorwiegend. Epp erhielt dann die Chance, bei der gegen Leutert angesagten Aktivitätszeit von 30 Sekunden, den Ausgleich zu schaffen. Dagegen hatte der Freiämter jedoch etwas einzuwenden und er konnte sich mit einem Angriff zwei Punkte gutschreiben lassen. Somit stand das Schlussresultat von 0 zu 3 Punkten aus Sicht des Schattdorfers fest und Epp musste seinem Kontrahenten zum Punktesieg gratulieren. Dem Altdorfer Schwinger und Ringer Flavio Herger stand ein bisher in der diesjährigen Meisterschaft ungeschlagener Ringer in der Person von Marc Weber gegenüber. Der Kaderringer hatte aber wohl nicht mit so viel Gegenwehr gerechnet, denn der Urner stellte sich unerschrocken dem Kampf und machte dem Favoriten das Leben schwer. 6 zu 0 hiess der Punktestand zur Pause für den Aargauer, welcher in der zweiten Hälfte weitere neun Zähler zum vorzeitigen Kampfende durch technische Überlegenheit hinzufügte. Das war viel Arbeit für Weber, um seinem Team das Punktemaximum zu sichern. Der Sportchef der Ringerriege Schattdorf zündete in seinem Kampf gegen den in der höchsten Liga debutierenden Ivan Huber ein wahres Bündel an Angriffen, welche seinen Punktestand laufend anhoben. Nach kurzer Zeit war die fünfzehn Punkte Differenz erreicht und Sven Gamma gewann durch technische Überlegenheit. Er wurde am Schluss des Kampfes als „Best Fighter“ seines Teams mit einem Glas echtem Urner Bienenhonig ausgezeichnet. Mit den ersten fünf Kämpfen stand es zur Kampfmitte 5 zu 13 Punkte für die Freiämter.

Ein spannender Kampf war zwischen Sven Epp und Kimi Käppeli angesagt. Beide Ringer sind stark aufstrebend und beide sind amtierende Titelhalter bei den Junioren. Von Beginn weg schenkten sich die Beiden nichts und kämpften um jeden Punkt. Mit einem knappen 0 zu 1 Punkterückstand ging der Schattdorfer zu Richi und Erich Gisler in die Ecke, um sich von den beiden Coachs Tipps für die zweiten drei Minuten zu holen. Wie man Epp in dieser Saison schon mehrfach erleben durfte, gab er wieder alles bis zur letzten Sekunde. Und dieser Kampfwille und Ehrgeiz zahlte sich erneut aus. Nach sechs Minuten stand es knapp 5 zu 4 nach Punkten. Diesen hart erkämpften Sieg quittierte das Publikum mit einem grossen Applaus. Somit startete das Schattdorfer Team vielversprechend in die zweite Wettkampfhälfte. Lars, der zweite Epp Bruder aus Seedorf, gab die Hand dem zweiten Leutert-Zwilling Nino. Letzterer ist ebenfalls Kaderringer, welcher in diesem Jahr an der U23-EM den sehr guten zehnten Schlussrang belegte. Zudem ist der Aargauer amtierender Schweizermeister in dieser Gewichtsklasse. Der Schattdorfer bekam schnell zu spüren, dass es schwierig werden würde, mindestens einen Punkt gegen den Favoriten zu erkämpfen. Der Freiämter liess keinen Gegenpunkt zu und sammelte seinerseits laufend Zweierwertungen, was noch vor dem Pausengong die technische Überlegenheit von Leutert bedeutete. Nicolas Christen, welcher diese Woche seinen Rücktritt von der internationalen Ringerbühne bekannt gab und nach dem Kampf vom Präsidenten der RR Schattdorf, Marco Gisler, geehrt und beschenkt wurde, wollte dem Publikum zeigen, was er in dieser Gewichtsklasse zu leisten vermag. Ihm stand Joel Meier gegenüber, welcher eher als Freistilspezialist eingestuft werden muss, aber in dieser Saison einige Siege verzeichnen konnte. Der Urner Greco-Spezialist nahm das Zepter von Beginn weg in die Hand und zur Pause stand es bereits 13 zu 0 Punkte. Kurz nach Anpfiff zur zweiten Runde vervollständigte eine Zweierwertung den vorzeitigen Sieg durch technische Überlegenheit für den Attinghauser. Die Gewichtsklasse bis 75 kg ist nur so gespickt von Spitzenringern. Und denen stellt sich Benjamin Gander jeweils forsch entgegen. Es ist eine Freude zu sehen, mit welcher Körpersprache und welchem Willen sich der Beckenrieder seinen Gegnern entgegenstellt. Dieses Mal stand ihm kein geringerer als Olympiaringer Pascal Strebel gegenüber. Der Favorit punktete zwar regelmässig, doch fielen die Punktewertungen nicht hoch aus. Mit dem Pausenstand von 0 zu 6 und dem Schlussresultat von 0 zu 9 Punkten zwackte der Schattdorfer dem Aargauer einen Teampunkt ab. Letztes Jahr gingen die Kämpfe der beiden Ringer beide Male nicht über die volle Wettkampfzeit. Es kommt immer besser für Gander. Yannick Epp trat gegen den EM-Dritten von 2019, Randy Vock, an. Die Favoritenrolle war klar vergeben: Dem mehrfachen Schweizermeister und Ex-Internationalen wurde ein klarer Sieg zugeschrieben. Dass Epp einem Kampf eine überraschende Wende geben kann, ist bereits bekannt. Und die Sensation des dritten Epp-Bruders aus Seedorf hätte wohl Tatsache werden können, denn es fehlte sozusagen nichts bzw. nur der Pfiff des Unparteiischen, und Epp hätte dem Favoriten eine Schulterniederlage zugefügt. Der Aargauer fand sich in einem sogenannten Päckli eng gehalten, so dass es fast kein Entrinnen gab. Viele Fans der Freiämter sahen schon den bitteren Ausgang für ihre Teamstütze, aber eben, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre. Der Aargauer setzte sich schlussendlich mit 20 zu 4 Punkten durch. Der eine gewonnene Mannschaftspunkt musste Epp über die Fast-Sensation hinwegtrösten. Eine erneut gute Teamleistung des sehr jungen Urner Fanionteams. Doch der 25 zu 12 Punktesieg für die Aargauer ging völlig in Ordnung. In einer Woche kommt es zum letzten Saisonkampf auswärts gegen das mit Willisau gemeinsam erstplatzierte Kriessern. An der Tabellensituation können die Urner zwar nichts mehr ändern, aber wer diese Urner Stier kennt weiss, dass sie auch im letzten Kampf nochmals alles in die Waagschale werfen werden.