Nach der knappen Niederlage (19:20) letzte Woche hatten die Schattdorfer eine letzte Chance, in der NLA zu bleiben. Mit dem aller letzten der zehn Kämpfe machten sie alles klar und schlugen Oberriet-Grabs mit 21 zu 17 Punkten.
von Caroline Christen
Die ganze Saison und insbesondere die letzten zwei Wochen kosteten die Urner eine Menge Nerven. Nach neun Niederlagen in Serie in der regulären NLA-Meisterschaft und einem weiteren Misserfolg gegen den Challenge-League Meister Oberriet starteten die Urner mit dem Messer am Hals. Erst Kim Besse konnte im allerletzten Fight des Abends die gelb-blaue Fanschar erlösen.
Thomas Epp war dem grossen Druck gewachsen und sicherte sich gegen Janis Steiger einen 8 zu 5 Punktesieg. Er zeigte sich wie gewohnt sehr agil und angriffig, um in den entscheidenden Momenten zuzupacken. Ein etwas kürzerer Auftritt hatte Andi Murer gegen Andrii Vyshar. Er musste sich nach kurzer Zeit mit 0 zu 15 Punkte durch eine technische Unterlegenheit geschlagen geben. Sergio Gamma und Samuel Vetsch lieferten ein spannendes und ausgeglichenes Duell. Gamma lancierte die erste Aktion und punktete sogleich. Doch dann kippte das Momentum hin und her, wobei nicht immer klar ersichtlich war, wer am Drücker ist. In ähnlicher Manier zog sich der Kampf über die sechs Minuten hinweg und Gamma konnte sich am Ende als 10 zu 8 Punktesieger feiern lassen. Sehr hitzig erwies sich der Fight zwischen Michael Jauch und Ilir Fetahu. Von Beginn an wurde hart und sehr aktiv gekämpft. Beinahe gelang es Jauch nach nur wenigen Sekunden seinen Kontrahenten auf den Schultern zu fixieren, doch die Aktion war leider ausserhalb des Kampfrings. Beide Akteure machten viel für den Kampf und kamen zu Punkten. Doch dann schlug der Routinier Jauch einmal mehr mit seiner „Geheimwaffe“ dem Hüfter zu. Eine blitzschnelle Aktion und Fetahu flog in hohem Bogen direkt auf den Rücken. Er hatte keine Chance auf ein Entkommen und so sicherte sich Jauch nach letzter Woche gleich den zweiten souveränen Schultersieg in Serie. Entsprechend gross war auch sein Jubel. Sven Gamma und Maurus Zogg lieferten sich ein sehr aktives und umkämpftes Duell. Gamma konnte sich anfänglich die Führung sichern, doch dann nahm Zogg den Kampf in seine Hände und zog an Gamma vorbei. Der Fight endete mit einer 3 zu 17 Punkteniederlage zugunsten des Oberrieters. Zur Pause lagen die beiden Teams mit 9 zu 9 Punkten genau gleich auf. Ein eher ungewohntes Bild für Schattdorf, denn meist holen sie sich in der ersten Kampfhälfte mehr Punkte als in der Zweiten. In der zweiten Hälfte mussten sie demnach einen Zahn zulegen, wollten sie diesen Kampf noch für sich entscheiden und sich einen Zwei-Punkte-Vorsprung sowie den NLA-Erhalt sichern.
Die Walliser Verstärkung Tanguy Darbellay, letzte Woche noch abwesend, trat als nächstes auf die Matte. Er liess überhaupt nichts anbrennen und dominierte den Kampf von A bis Z. Anfangs eher ruhig, doch stets sehr abgeklärt, gestaltete der Doppellizenzierte das Geschehen. Nach dieser Abtastphase drehte Darbellay voll auf, zog wie ein Tornado über seinen Kontrahenten hinweg und putzte ihn mit 16 zu 0 Punkten von der Matte. Simon Gerig gelang gegen Nicolas Steiger zuerst in Rückstand, konnte aber gleich in der nächsten Aktion wieder aufholen. Gerig behielt auch in brenzligen Situationen den Überblick und punktete immer weiter. Steiger wurde immer erschöpfter und hatte Probleme mit seinem Knie, vermochte aber dennoch Paroli zu bieten. Gerig gab den Kampf bis am Ende nicht mehr aus seinen Händen und sicherte sich einen 11 zu 6 Punktesieg. Nach einer 3,5 Monate langen verletzungsbedingten Abwesenheit gab Nicolas Christen sein Comeback auf der Matte. Christen traf auf Andreas Vetsch, welcher ihn vor eine schwierige Aufgabe stellte. Ohne Mattentraining war der Trainingsrückstand bei Christen klar erkennbar. Nichtsdestotrotz stellte er sich in den Dienst seiner Mannschaft und gab vollen Einsatz. Nach der Ein-Punkte-Führung von Christen lag allerdings gegen den stark auftretenden Vetsch nicht mehr drin. Vetsch gewann mit 6 zu 1 Punkten. Benjamin Gander hatte mit Flavio Freuler einen sehr guten, jungen Ringer als Gegner. Freuler nutzte wenige Aktionen, um sein Punktekonto auf 15 Zähler aufzustocken und konnte sich durch eine technische Überlegenheit feiern lassen. Vor dem allerletzten Kampf stand es nun 17 zu 17 Punkte. Der letzte Fight zwischen Kim Besse und Dominik Steiger entschied über Sieg oder Niederlage bzw. Verbleib in der NLA oder Abstieg in die NLB. Besse trat voll motiviert auf die Matte. In gewohnter Manier legte er los wie die Feuerwehr. Er liess nichts anbrennen und kam ruckzuck zu seinen ersten Punkten. Er liess auch danach kein Spürchen nach und schien dem Oberrieter immer ein paar Hundertstelsekunden voraus zu sein. Jede noch so kleine Chance auf Punkte wusste Besse zu nutzen und sicherte sich einen souveränen 15 zu 0 Sieg durch technische Überlegenheit. Dann brachen alle Dämme. Die Funktionäre und Ringer der RRS stürmten auf die Matte, jubelten und schrien sich die Freude von der Seele. Ein Moment purer Hühnerhaut, welcher durch harte Arbeit und viel Nerven erkämpft wurde. Mit dem allerletzten Kampf sicherte sich Schattdorf den 21 zu 17 Punktesieg und somit auch den Verbleib in der höchsten Schweizer Liga.
Nach der knappen Niederlage von letzter Woche nahmen der Trainer Michael Jauch und der Coach Richi Gisler wenige, aber wirkungsvolle Wechsel in der Aufstellung vor. Genau diese schienen unteranderem das Erfolgsrezept zu sein. Alle gaben ihr Bestes und legten nochmals alles in die Waagschale. Die zwei Walliser-Verstärkungen Darbellay und Besse bewiesen einmal mehr, dass neben dem weiss-roten Walliserherz auch ein blau-gelbes Herz in ihrer Brust schlägt. Entgegen der starken Aufstellung verlief der Start nicht nach dem Gusto der Urner. Es war ein stetiges Auf und Ab, unnötige Punkte wurden liegen gelassen und mit dem Unentschieden zur Pause war Schattdorf noch gut bedient…
Doch in der zweiten Hälfte dominierten dann die Urner: Gerig, Darbellay und Besse rissen das Ruder für die Schattdorfer herum und bescherten der gelb-blauen Fanschar einen viel umjubelten Klassenerhalt. Somit geht eine verkorkste Saison zu Ende, glücklicherweise mit einem Happy End und einem Startplatz in der NLA in der Saison 2020.