Was für eine Achterbahnfahrt zum Saisonstart gegen Einsiedeln. Nach hart umkämpften Duellen und zwei angeschlagenen Schattdorfern konnte mit viel Biss und Kampfgeist doch noch ein 17 zu 17 Unentschieden herausgeholt werden. Somit starten die Urner mit einem Remis in die neue Swiss WINFORCE League Saison.
von Caroline Christen
Nach der harten Vorbereitungszeit galt es im Derby gegen die Schwyzer ein erstes Mal ernst. Im letzten Jahr ging je eine Partie an die Urner und eine an die Klosterdörfler. Die Kämpfe gegen die Einsiedler sind stets sehr umkämpft und gehen oft mit nur einem Punkt Unterschied aus. Gut gestimmt durch den neuen Film von Nicola Euler eröffneten Thomas Epp und Kay Neyer die Saison 2019. Wie von Epp gewohnt, legte er bereits spritzig los. Nach seiner Schulterverletzung zeigte sich Epp gut regeneriert, stark und motiviert. Dennoch gelang er nach einem misslungenen Angriff 0 zu 2 in Rückstand. Nur dank guter Defensive konnte der Einsiedler seinen Vorsprung verwalten, was ihm jedoch die erste Passivität einbrachte. Rund 30 Sekunden vor Schluss verkürzte Epp auf 2 zu 4 Punkte. Danach legte er nochmals alles in die Waagschale und versuchte mit den letzten Kraft- und Ausdauerreserven das Resultat noch zu ändern. Trotz einem weiteren Angriffsversuch blieb es bei der 2 zu 4 Punkteniederlage. Michael Jauch und Sven Neyer sind beide mehrfache Schweizermeister. Nach einem Stolperer von Jauch ging Neyer früh 1 zu 0 in Führung. Jauch konnte jedoch gegen den passiven Neyer noch vor der Pause auf 1 zu 1 ausgleichen. Nach dem Unterbruch ging der Kampf der Schwergewichtler im gleichen Stil weiter und Neyer kassierte eine Passivität, was zur 2 zu 1 Punkteführung für Jauch führte. Trotz weiterer Ermahnungen blieb Neyer passiv und Jauch bekam Punkte gutgeschrieben. So gewann Jauch abgeklärt mit 4 zu 1 Punkten und brachte die RRS mit 3 zu 3 Mannschaftspunkten gleich auf wie die Einsiedler. Sven Gamma bekam es mit dem dritten der Neyer-Gebrüder Lars zu tun. Gamma legte sogleich mit schönen Würfen vor (4:0). Erneut führte eine Passivität zu weiteren Punkten für den Schattdorfer. Gamma machte einen sehr abgeklärten und überzeugten Eindruck. Er behielt den jüngeren Schwyzer im Zaun. In der zweiten Halbzeit zeigte sich Neyer zwar etwas aktiver, musste jedoch ein ums andere Mal Punkte an den aufmerksamen Urner abgeben. Gamma hatte alles im Griff und gewann souverän mit 11 zu 0 Punkten, was erstmals eine 6 zu 3 Punkteführung für die RRS als Folge hatte. Der gebürtige Ukrainer Andrii Vyshar ist der amtierende Schweizermeister und traf auf den Schattdorfer Andy Murer. Vyshar reihte Punkt um Punkt und beendete den Kampf bereits nach 72 Sekunden durch technische Überlegenheit (0:15). Simon Gerig und Michel Schönbächler kennen sich bereits aus vergangenen Jahren. Das letzte Duell konnte Gerig für sich entscheiden. Konzentriert und überzogen ging Gerig nach einer Aktion am Mattenrand mit 4 zu 0 in Führung. Bei der nächsten Aktion verletzte sich Gerig am Knie und musste sich verarzten lassen. Er kehrte jedoch wieder auf die Matte zurück. Diese Verletzungszeit kostete ihn aber eine Punkteinbusse zum 4 zu 1. Er kämpfte sich mit Schmerzen in die nahende Pause. Er war durch die Verletzung sichtlich dezimiert, wodurch sein Vorsprung schwand und Schönbächler in Führung ging (4:5). Gerig bewies grosser Kampfwille und glich zum 5 zu 5 aus. Er konnte sogar nochmals eine Schippe drauflegen und ging mit 7 zu 5 Punkten in Führung. Danach überschlugen sich die Aktionen und die beiden Ringer lieferten sich ein hochspannendes Duell, bei welchem ein sackstarker Gerig mit 11 zu 7 Zählern die Oberhand behielt. Mit diesem beherzten Fight schlossen die Urner zum 8 zu 8 Punkte Pausenstand auf.
Der extra aus dem Trainingslager angereiste Nicolas Christen eröffnete die zweite Kampfhälfte gegen Matthias Käser. Aus der Bodenlage heraus ging Christen 3 zu 0 in Führung. Kurz danach musste er jedoch verletzungsbedingt aufgeben und beendete den Kampf nach einer 3 zu 1 Punkteführung. Hinsichtlich den nahenden Weltmeisterschaften war dies sicher eine weise Entscheidung, den angeschlagenen Fuss zu schonen. So zogen die Einsiedler mit 12 zu 8 Punkten davon. Als nächstes folge das Debut von Sven Epp in der NLA gegen Lukas Schönbächler. Epp geriet gegen den erfahrenen Klosterdörfler mit 0 zu 3 Punkten in Rückstand. Epp zeigte sich jedoch aktiv und versuchte stets sich in Szene zu setzen. Dieser junge, aktive Urner passte dem routinierten Schwyzer nicht so ganz ins Bild und Schönbächler tat sich sichtlich schwer mit dem Nachwuchsringer. Der unermüdliche Einsatz von Epp brachte ihm eine Punkteführung ein. Schönbächler war danach so aus dem Konzept, dass Epp in der nächsten Aktion mit einem schönen Wurf gleich zur 5 zu 3 Führung und somit zum Punktesieg ansetzen konnte. Was für ein toller Einstand in der ersten Mannschaft von Schattdorf. Der Schwyzer wurde förmlich von Uristier Epp auf die Hörner genommen, bevor er wusste wie ihm geschah. Die Walliser Verstärkung Tanguy Darbellay bekam es mit Saifulla Avtorkhanov zu tun. Letzterer gab sogleich den Takt an und ging 3 zu 0 in Führung. Er schien den Kampf voll unter Kontrolle zu haben, bis Darbellay im entscheidenden Moment zupackte, den Sack zumachte und den amtierenden Schweizermeister schulterte. Einmal mehr leuchteten die Walliser Sterne golden auf im Urnerland. Der zweite Walliser Doppellizenzierte Kim Besse reichte Adrian Mazan die Hand. Beide Ringer zeigten sich etwas passiv, wodurch beiden keine Aktionen gelangen und es lange bei einem Unentschieden blieb. Basierend auf Verwarnungen ging Besse eine Minute vor Schluss 2 zu 1 in Führung. Dies schien Mazan geweckt zu haben, was zum Ausgleich des Einsiedlers vor Kampfende führte. Da der Schwyzer jedoch mehr Verwarnungen auf seinem Konto hatte, entschied Besse den ausgeglichenen Kampf für sich. Somit stand es vor dem letzten Kampf 16 zu 14 Punkte für Schattdorf. Das letzte Duell zwischen Renato Kempf und Isa Usupov entschied über den Kampfausgang des Derbys. Beide machten es einander nicht leicht und wollten den Sieg in ihren Kanton holen. Auch Usupov wurde von der Verletzungshexe nicht verschont und musste am Knie behandelt werden, was Kempf die 1 zu 0 Führung einbrachte. Usupov drehte jedoch weiter auf und übernahm den Kampf mit 5 zu 1 Zählern. Kempf blieb jedoch stets aufmerksam und verkürzte auf 2 zu 5 Punkte. Usupov‘s Knie machte ihm jedoch immer mehr zu schaffen, sodass es in der Pause 3 zu 5 hiess. Die Emotionen in der Halle wallten hoch, als Kempf nur hauchdünn einer Schulterniederlage entkam. Somit rettete Kempf eine 3 zu 14 Punkteniederlage über die Zeit und sicherte so den Schattdorfern ein 17 zu 17 Punkte Unentschieden im Derby.
Das äusserst heisse Derby, leider gespickt mit einigen Verletzungen, bot einen spektakulären Einstand in die neue Saison. Die Urner bewiesen, dass in ihrer Mannschaft jeder für jeden kämpft und alle ihr Maximum geben, um für ihr Team das beste Resultat herauszuholen. Als beste Fighter des Abends wurde Andrii Vyshar und Tanguy Darbellay gekührt und mit einem kleinen Präsent belohnt. Im nächsten Kampf am 7. September trifft Schattdorf auswärts um Freiamt. Die Freiämter konnten ihren ersten Kampf gegen die Luzerner Hinterländer aus Hergiswil deutlich mit 24 zu 9 Punkten für sich entscheiden. Hoffentlich sind in einer Woche auch die Urner wieder fit und können gegen die Freiämter ihr Bestes zeigen.
Fotos: Regula Epp
Die nächsten Begegnungen der RRS:
07.09.2019 Freiamt – RRS
21.09.2019 RRS – Hergiswil
28.09.2019 RRS – Willisau Lions
05.10.2019 Kriessern – RRS
12.10.2019 Einsiedeln – RRS
19.10.2019 RRS – Freiamt
02.11.2019 Hergiswil – Schattdorf
09.11.2019 Willisau Lions – RRS
16.11.2019 RRS – Kriessern
Tabelle:
1. Willisau Lions
2. Freiamt
3. Schattdorf
3. Einsiedeln
5. Hergiswil
6. Kriessern