Nach der deutlichen Niederlage von letzter Woche (16:22) im Kampf um den Auf- bzw. Abstieg, drehten die Urner den Spiess um und dominierten über Brunnen. Sie sicherten sich den letzten Platz in der Swiss Premium League (22:14).
von Caroline Christen
Nach dem letzten Wochenende standen die Vorzeichen nicht allzu gut für die Schattdorfer. Im Hinkampf gegen die Schwyzer mussten sich die Schattdorfer mit einer 6-Punkte-Hypothek geschlagen geben. Demnach wurde die Ausgangslage nur noch schwerer, den Verblieb in der NLA noch zu realisieren. Nichtsdestotrotz rappelten sich die Urner nochmals auf und schafften das Unerwartete, indem sie sich im Derby reussierten.
Am Sonntag 9. Dezember galt es ernst. Heisst es für das Team aus Schattdorf in der Saison 2019 Premium oder Challenge League? Der grosse Auflauf an Zuschauern pushte die Stimmung ins Unermessliche und führte zu Hühnerhaut. Das Duell zwischen dem Team am Anfang des Urnersees gegen jenes am Ende des Urnersees nahm ganz neue Dimensionen an. Im Gegensatz zum letzten Wochenende, standen die beiden Walliser Darbellay und Besse wieder in der Reihe der Schattdorfer. Traten Uri und Wallis noch letzten Mittwoch als Gegner im Kampf um den Platz im Bundesrat an, zeigten sich die beiden Kantone gemeinsam als geschlossenes Team. Elias Kempf hingegen, konnte verletzungsbedingt nicht antreten und so hatten die Urner lediglich neun Kämpfe besetzt. Trotzdem trat die RRS mit lautstarker Unterstützung unzähliger Fans fokussiert und ruhig an. Kampf um Kampf zapften sie all ihre noch vorhandenen Reserven an und unterstützten einander, wo es nur ging. So konnten sie das dezimierte Team mit viel Teamspirit, Kampfgeist und einer laustarken Urner Fan-Front aufwerten.
Thomas Epp traf erneut auf Maithem Abd al Sada. Letzte Woche behauptete sich Epp, doch im Greco waren die Weichen neu gestellt, da beide ausgezeichnete Freistilspezialisten und Kaderringer sind. Erste Punkte fielen für Abd al Sada nach einer Passivität von Epp. Der Brunner ging 3 zu 0 in Führung. In der zweiten Kampfhälfte kam dann Epp zum Zug. Nach der Passivität der Brunners konnte er zum 1 zu 3 nachrücken. Trotz grossem Engagement gab es für Epp gegen den schlanken und gross gewachsenen Abd al Sada keine weiteren Punkte mehr zu holen (1:3). Brunnen ging somit mit 2 zu 1 Mannschaftspunkten in Vorsprung. Als nächstes kamen Michael Jauch und Ruedi Appert an die Reihe. Nach dem prächtigen Schultersieg von Jauch letzte Woche traten die beiden Ringer erneut gegeneinander an. Und schon wieder zahlte sich der Hüfter aus und Jauch legte Appert erneut aufs Kreuz! Souverän sicherte Trainer Jauch seiner RRS die 5 zu 2 Punkteführung. Simon Gerig und Rasul Israpilov legten los wie die Feuerwehr. Gerig reihte Punkt an Punkt und machte einen abgeklärten sowie entschiedenen Eindruck. Nach dem schlechten Start kämpfte sich Israpilov zurück und verkürzte auf 4 zu 8 Punkte. Gerig gab auch nach einer 10 zu 4 Pausenführung den Kampf nicht aus den Händen. Das Geschehen wankte zwar hin und her, aber Gerig konnte sich am Ende dennoch als Punktesieger feiern lassen (18:8). Damian von Euw ging kampflos aus, da sich Elias Kempf letzte Woche gegen den Brunner mehrere Rippen brach. Somit zogen die Schwyzer nach und es stand 8 zu 7 Punkte für Schattdorf. Der letzte Kampf vor der Pause trugen Sven Gamma und Morteda Abd al Sada aus. Gamma ging nach einer Passivität von Abd al Sada 5 zu 0 in Führung. Der Urner zeigte einen guten Kampf, welcher den Brunner in der ersten Kampfhälfte nicht zum Zuge kommen liess (5:1). Abd al Sada schien immer mehr die Luft auszugehen und Gamma erhöhte immer weiter. In der Schlussphase nahm der Kampfstil des Brunners eine eher unsportliche Art und Weise an, was die Aggressivität auf beiden Seiten steigerte. Gamma behielt aber einen kühlen Kopf und gewann mit 9 zu 3 Punkten. So stand es nach fünf Kämpfen 11 zu 8 Punkte für die Urner.
Tanguy Darbellay und Alexander Büeler eröffneten die zweite Kampfhälfte. Der Walliser trat nach seiner Schleimbeutelentzündung wieder gegen die Brunner an, doch dieses Mal für die Urner anstatt das Team Valais. Dass bei den Walliser das Herz offenbar auch für Schattdorf schlägt, haben Darbellay und Besse bereits mehrmals bewiesen. Umso schöner, darf die RRS wann immer möglich auf ihre tatkräftige Unterstützung zählen. Auch in den Walliser scheint ein Uristier zu schlummern! Das Kampfgeschehen zwischen Darbellay und Büeler war lange sehr ausgeglichen. Dann erhöhte Darbellay voll entschlossen die Kampffrequenz. Büeler konnte mit der Steigerung nicht mithalten und musste seine Führung abgeben. Kurz vor Schluss nahm Darbellay nach einem Blick auf die Uhr nochmals all seine Kraft zusammen und erhöhte wie von der Biene gestochen auf 11 zu 4 Punkte. Dadurch sicherte er Schattdorf die 14 zu 9 Punkteführung. Fahim Haydari mass sich mit Thomas Murer. Beide konnten letzte Woche ihre Fights gewinnen, jedoch nicht gegeneinander. Bis zur Pause konnte sich Haydari eine Zwei-Punkte-Führung herauskämpfen. Top motiviert kehrte er auch aus der Pause zurück. Murer blieb jedoch stets konzentriert und entschärfte immer wieder Haydaris Angriffe. Doch in der sechsten Minute konnte Haydari erhöhen und gewann das heiss umkämpfte Duell mit 4 zu 0 nach Punkte. Der Fahrplan der Schattdorfer schien aufzugehen und sie zogen auf 16 zu 9 Punkte davon. Den achten Kampf trat Nicolas Christen gegen Raphael Suter an. Christen war dem Brunner einige Zentimeter überlegen und wusste diesen Vorteil gut auszunutzen. Er offerierte dem stämmigen Suter gleich mehrere kostenlose Flugstunden und zog davon. Souverän und unangetastet gewann er nach rund zweieinhalb Minuten mit 16 zu 0 Punkten durch technische Überlegenheit. 20 zu 9 Punkte stand es nun für die RRS. Mateo Dodos und Thomas von Euw trafen bereits letzte Woche aufeinander. Der Fight machte einen abgeklärteren Eindruck, als noch letzte Woche. Von Euw ging mit 7 zu 0 Punkten in Führung. Dodos wusste, dass es jeden Punkt auf dem Schattdorfer-Konto braucht, um den Ligaerhalt zu schaffen. Ihm gelang es kurz vor der Pause auf 4 zu 7 Punkte zu verkürzen. Er zeigte eine kämpferisch saubere Leistung und wurde kurz vor dem Pausenpfiff mit der 8 zu 7 Punkteführung belohnt. Beflügelt von dieser letzten Aktion lieferte Dodos auch in der zweiten Hälfte einen guten Fight ab und gewann mit ruhigem Köpfchen mit 14 zu 11 Punkten. Dieser starke und emotionale Kampf bedeutete sogleich den Ligaerhalt für die RRS mit dem 22 zu 10 Punkte-Zwischenstand. Nun stand jeder Schattdorfer-Fan in der Halle und voller Freude erwarteten die Zuschauer den letzten Kampf, welcher Kim Besse jedoch forfait gab gegen Sämi Fuchs. Besse riskierte nichts mehr und liess den Kampf aufgrund seiner kürzlich zugezogenen Knieverletzung präventiv aus. Nichtsdesto trotz gewannen die Schattdorfer mit 22 zu 14 Punkte und das Urner-Team wird auch nächstes Jahr wieder in der Swiss Premium League kämpfen. Unter lautem Getose, Glockengeläut und unbändigem Jubel lieferten die Schattdorfer-Jungs nochmals eine top Leistung ab. Der Hitchcock-Kampf war gewonnen und so liess sich die RRS als Sieger der Schlacht von Schattdorf küren. Raphael Kaufmann von der Ringerriege Hergiswil sagte beim letzten Kampf der Saison: „Wir wissen alle, dass wir beide in die Swiss Premium League gehören“. Und wie dies die Urner eindrücklich bewiesen und sich nicht von der 6-Punkte-Hypothek beirren liessen. Ein weinendes Auge gab es aber trotzdem, denn Marco Gisler gab mit diesem fulminanten letzten Kampf seinen Rücktritt bekannt. Danke Marco!!