Alleine schon die Aufstellung der beiden Mannschaften zielte auf ein sehr knappes Resultat hin, wo jeder Punkt über Sieg oder Niederlage entscheiden konnte. Hergiswil trat mit der schwergewichtigen Hypothek an, dass einer ihrer Leader die ganze Saison ausfällt, denn Marco Hodel zog sich im letzten Kampf gegen Kriessern eine Ellenbogenverletzung zu. Weiter kämpfen die Luzerner in dieser Saison ohne Verstärkungen und setzen auf ihre eigenen Ringer. Infolgedessen lag für die Schattdorfer ein Sieg in greifbarer Nähe und der Kampf war von entsprechend grosser Bedeutung für den Einzug in die Playoffs. Trotzdem hatte die RRS mit dem amtierenden Vize-Schweizermeister einiges zu tun…
von Caroline Christen
Stephan Imholz startete gut gegen Patrick Rölli. Doch der kräftige Luzerner steigerte sich stetig und machte in der zweiten Wettkampfhälfte den Sack zu. Er punktete den Urner mit 17 zu 2 frühzeitig aus. Ein denkbar schlechter Start für Schattdorf, welcher immerhin einen Punkt für die Mannschaft abwarf. Die beiden Teamsenioren Michael Jauch und Martin Suppiger, welche sich bereits unzählige Male die Hand reichten, starteten vehement. Den ersten Angriff, lanciert durch Jauch, hätte sogleich vier Punkte für den Schattdorfer mit sich ziehen müssen. Doch der Eidgenössische Kranzschwinger konterte perfekt und liess sich zwei Punkte gutschreiben. Damit war der Kampf eigentlich schon gelaufen, denn während der restlichen Kampfzeit neutralisierten sich die Beiden, obschon beide Ringer versuchten mehr Zähler auf ihr Konto zu scheffeln. Mit der 3 zu 0 Punkteniederlage musste Schattdorf erneut einen „verlorenen“ Punkt in Kauf nehmen. Auch die nächsten beiden Kontrahenten Sven Gamma und Thomas Wisler kennen sich bestens und beide verliessen die Matte schon als Sieger. Gamma hinterliess bei diesem Duell den bissigeren Eindruck und dieser sollte ihm auch die notwendigen Punkte einbringen. Sein Gegner musste sich wegen einer Nasenverletzung längere Zeit pflegen lassen, was ihn nicht in einen Wettkampffluss kommen liess. Nach einer 2 zu 0 Punkteführung baute Gamma seinen Vorsprung mit einer Passivität seines Gegners weiter aus. Leider musste auch der Urner kurz vor Schluss eine Passivität sowie einen daraus
resultierenden Punkteverlust zum 3 zu 1 Endstand hinnehmen. Trotz der Punkteabgabe realisierte Gamma den ersten Schattdorfer-Sieg des Abends. Im nächsten Kampf duellierten sich zwei Schwinger, in Elias Kempf der Routinier, in Joel Ambühl der hoffnungsvolle Nachwuchskämpfer. Beide zeigten sich angriffig, was jedoch vielfach durch sehr gute Verteidigungsarbeit neutralisiert werden konnte. Währen des gesamten Kampfes herrschte immer die Ungewissheit, wer denn nun am Schluss das bessere Ergebnis in den Händen halten würde. Zur Pause stand es 2 zu 1 für den Urner, doch Ambühl holte sich den Vorteil mit einer Zweierwertung. Schliesslich war es dann
aber doch Kempf, welcher mit einer weiteren Wertung den Sieg für die RRS holte (4:3 Punktesieg). Im Kampf zwischen Simon Gerig und Raphael Bättig waren die Vorzeichen klar. Gerig nahm klar die Favoritenrolle ein und musste für seine Mannschaft das Punktemaximum holen. Seiner Rolle wurde er von Beginn weg durch resolutes und fokussiertes Auftreten gerecht. Acht Zweierwertungen brachten bereits in der ersten Halbzeit die geforderten vier
Mannschaftspunkte zum 9 zu 8 Pausenstand für die Schattdorfer ein. Dieser knappe Zwischenstand versprach auch in der zweiten Hälfte viel Spannung, denn rein vom Papier her musste es, wenn es „normal“ laufen sollte, sehr, sehr knapp werden…
Zwischen Lucas Epp und Thomas Suppiger war die Favoritenrolle dieses Mal deutlich zugunsten der Hergiswiler verteilt. Der Alt-Internationale und Dominator der vergangenen Saisons Suppiger musste in seiner Gewichtsklasse das Punktemaximum für die Luzerner Hinterländer einfahren, wenn sein Team an einem Sieg dranbleiben wollte. Dies tat Suppiger mit gewohnt souveräner Manier. Beim zweiten Angriff konnte er Epp auf die alles zählende Seite drehen und trotz der guten Gegenwehr auf die Schultern bezwingen. Somit ging Hergiswil mit 12 zu 9 Punkten in Führung. Dass der Kampf zwischen Mateo Dodoš und David Wisler eine hitzige Angelegenheit werden würde, war von Anfang an zu erahnen. Beide setzten alle Energie in den Zweikampf und dass es dabei im wahrsten Sinne des Wortes einen „harten“ Kopf brauchen würde, war augenfällig. Mit 3 zu 0 ging Dodoš in die Pause. Die Beiden schenkten sich auch in den zweiten drei Minuten gar nichts und der Kampf wog hin und her. Mit einer Passivität gegen Dodoš ergatterte sich Wisler einen wichtigen Punkt für sein Team. Beim 3 zu 1 Punktesieg blieb es und Schattdorf verkürzte auf 11 zu 13 Zähler. Zwischen Renato Kempf und Raphael Kaufmann standen die
Vorzeichen eigentlich erneut klar. Die Luzerner mussten diesen Kampf zu Null gewinnen. Der von einer Verletzung zurückkehrende Kaufmann diktierte zwar den Kampf, doch Kempf hielt mit seinem grossen „Kempfer“-Herzen erfolgreich dagegen an. So stand es zur Pause lediglich 1 zu 0 zugunsten des Hergiswilers. In der zweiten Hälfte überschlugen sich die Ereignisse: Kaufmann machte Druck und es schien eine Frage der Zeit zu sein, bis er entscheidend in Führung gehen
würde. Doch alles kam anders. Den starken Vorwärtsdrang von Kaufmann nutzte Kempf zu einer vielumjubelten Viererwertung aus. Der grosse Schattdorfer Anhang spürte die Überraschung nahen und Kempf wurde frenetisch angefeuert. Doch der Luzerner raffte nochmals seine ganze
Energie sowie sein Können zusammen und konnte die drohende Niederlage in der letzten Sekunde noch zu einem 6 zu 5 Punktesieg ummünzen. Mit 15 zu 12 Punkten führte Hergiswil zwei Kämpfe vor Schluss. Das Duell Kim Besse gegen Martin Grüter gab es in der Swiss WINFORCE League noch nie. Beide Kämpfer sind Schweizermeister, weshalb beide Fanlager umso gespannter ihre Augen auf die sehr hochstehende Partie richteten. Besse, welcher mit seinem Kampfwillen erneut zu überzeugen wusste, ging in diesem ausgeglichenen Duell mit einer 2 zu 1 Punkteführung in die Pause. Grüter, seinerseits ebenfalls mit einem grossen Kämpferherz ausgestattet, drehte den Fight nach der Pause (vorerst) auf seine Seite. Es sah lange nach einem knappen Sieg des Luzerners aus, was auf ein Unentschieden am Ende dieses Derbys hindeutete. In der letzten Minute, beide Kämpfer liefen sichtlich auf dem Zahnfleisch, war es Besse, welcher mit einem Energieanfall einen fulminanten, alles entscheidenden Angriff startete und eine Viererwertung realisierte. Die Urner Fans waren ganz aus dem Häuschen und bei den Hergiswilern wurde es ruhig… Dieser 6 zu 5 Punktesieg brachte die Urner auf 14 zu 16
Punkte heran. Zwischen Christen Nicolas und Adrian Kronenberg lag die Favoritenrolle klar beim Urner. Der international kämpfende Christen musste den Nachwuchsmann Kronenberg mindestens mit 3 zu 0 Mannschaftspunkten bezwingen, um den Sieg in den Kanton Uri zu entführen. Der Schattdorfer löste diese Aufgabe ohne Wenn und Aber. Nach knapp 90 Sekunden standen bereits die notwendigen 17 Punkte zur technischen Überlegenheit auf dem Konto des Schattdorfers, was die frühzeitige Siegsicherung bedeutete. Nun kannte der Jubel bei den Urnern keine Grenzen mehr. Mit diesen vier Mannschaftspunkten kehrten die Urner auf die Siegesstrasse zurück und schlugen den Vize-Schweizermeister mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung mit 18 zu 16 Punkten.
Mit diesem Sieg rückte Schattdorf auf den vierten und somit playoff-berechtigten Ranglistenplatz vor. Gemäss dem Chef-Trainer der RRS Michael Jauch war besonders der Kampf von Kempf gegen Kaufmann der Siegesauslöser. Da das Duell lediglich 2 zu 1 Mannschaftspunkte für die Luzerner einbrachte, war der Weg für die Urner geebnet und die letzten beiden Kämpfer konnten befreiter auftreten. Nun heisst es, weiter zu kämpfen, den Schwung mitzunehmen und auch die Rückrunde mit dem gleichen Elan sowie Willen in Angriff zu nehmen. In einer Woche treten die Schattdorfer auswärts bereits mit dem ersten Rückrundenkampf gegen den Leader aus Kriessern an.
WINFORCE PREMIUM LEAGUE
1. Willisau Lions 9 Pkt.
2. RS Kriessern 9 Pkt.
3. RS Freiamt 6 Pkt.
4. RR Schattdorf 4 Pkt.
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5. RR Hergiswil 2 Pkt.
6. RR Einsiedeln 0 Pkt.
Fotos: Regula Epp