Premium League (NLA): Schattdorf – Kriessern 19:18
Sturmlauf der Urner war nicht aufzuhalten. Jetzt folgt der Halbfinalthriller gegen Willisau!
von Ruedi Ammann
Obwohl die Einheimischen wie auch die Ostschweizer die Halbfinalteilnahme bereits auf sicher hatten, liessen es sich 300 Kiebitze nicht entgehen, das letzte Duell der der diesjährigen Premium-League-Qualifikationsrunde am Samstagabend in der Grundmattenhalle live mit zu verfolgen. Und sie wurden nicht enttäuscht. Die beiden Staffeln lieferten sich ein ebenso hochstehendes wie spannendes Kräftemessen. Schattdorf liebäugelte verständlicherweise mit dem vierten Sieg in Serie, nachdem vorgängig Einsiedeln, Freiamt und Hergiswil geschlagen wurden. Anderseits waren sich die Gastgeber bewusst, dass die Gegner als amtierende Schweizer Vizemeister nicht nach Schattdorf gekommen waren, um Geschenke zu verteilen.
Im Hinblick auf die am kommenden Wochenende beginnenden Finaldurchgänge hatten beide Staffeln gewisse Umstellungen vorgenommen, um einerseits einigen Athleten eine Verschnaufpause zu gewähren und anderseits auch Gelegenheit zu bieten, allenfalls vorhandene Blessuren nach Möglichkeit auszukurieren. Kam natürlich hinzu, dass sich die Teamverantwortlichen bezüglich der gegenwärtigen Befindlichkeiten ihrer Ringer nicht allzu sehr in die Karten schauen lassen wollten, was ja durchaus verständlich erscheint…
Lizenz zu Hause vergessen
Eine Besonderheit wies der Fight zwischen Schattdorf und Kriessern auf. So hatten die Ostschweizer die Lizenz ihres 65kg-Akteurs zu Hause vergessen. Er konnte zum Duell gegen Luca Lussi nicht antreten und verlor reglementsgemäss sämtliche vier Wertungspunkte. Somit bestand die erste Halbzeit lediglich aus vier Einsätzen.
Vereinspräsident Stephan Imholz trat im untersten Gewicht (57 kg, Greco) gegen Guillermo Figueroa auf die Matte. Der Schattdorfer zog rasch souverän (130 kg, Freistil) in Front (8:2) um anschliessend mit einem Schulterwurf alles zu seinen Gunsten klarzumachen.
Elias Kempf und Jürg Hutter (130 kg, Freistil) gingen engagiert zur Sache. Der Schattdorfer vermochte allerdings keine Lorbeeren abzuholen. Er verlor nach Punkten (0:5).
Simon Gerig, der in der Rekrutenschule jetzt seine letzte Woche absolviert, zeigte sich im Duell gegen Christoph Wittenwiler (61 kg, Freistil) vom Start weg überlegen. Er brachte seine Staffel nach dem technischen Sieg (17:2) mit 8:4 in Front.
Teamtrainer Michi Jauch setzte im Duell gegen Philipp Hutter (97kg, Greco) die Akzente. Nach der Pause vermochte der Ostschweizer den Vorsprung des Urners auf 2:1 zu reduzieren, doch kassierte er abschliessend drei weitere Minuspunkte: Jauch schwang in der Endabrechnung verdienterweise mit 5:2 Zählern obenaus. Unter Berücksichtigung des bereits erwähnten Forfaits lag die RRS zur Pause mit 14:5 in Front.
Nur noch ein Schattdorfer Sieg in Runde zwei
Zur zweiten Wettkampfhälfte trat Ruedi Appert gegen Olympia-Anwärter für Rio 2016, Damian Dietsche (86 kg, Freistil), an. Der Kriessener führte zur Pause mit 4:2. Viel Unmut löste im Publikum eine ihm danach durch Kampfrichter Kilian Motzer „gewährte“ 4-Punkte-Wertung aus. Dietsche gewann schliesslich nach Punkten (11:4). Schattdorfs Vorsprung in der Zwischenbilanz belief sich nur noch auf sieben Längen (15:8).
Adi Schuler, engagierter Sportchef der Ringerriege Schattdorf, traf im folgenden Zweikampf auf Marc Dietsche (70 kg, Freistil). Trotz energischem Zugreifen des Schattdorfers vermochte dieser seinen Widersacher nicht in Schwierigkeiten zu bringen (0:7-Punkteniederlage).
Ungeachtet einer genialen Viererwertung, die er sich nach seinem 0:14-Rückstand gegen Fabio Dietsche schreiben lassen durfte, kam Lucas Epp (80 kg, Greco) nicht um eine 4:17-Punkteniederlage herum, verbesserte aber die Teamzwischenwertung immerhin um einen wichtigen Zähler. Vor den beiden letzten Zweikämpfen machte Kriessern damit weiter Terrain gut – Schattdorf hatte die Nase noch knapp im Wind (16:14).
Aber da wartete ja noch WM-Teilnehmer Nicolas Christen auf seinen Einsatz. Er brillierte gegen David Hungerbühler (74 kg, Greco) mit einem sensationellen „Vierer“, lag danach zur Pause 6:0 voraus und gewann schliesslich souverän 8:0. Christens Punktesieg hievte den Schattdorfer Vorsprung auf 19:14 – die Begegnung war dadurch vorzeitig entschieden.
Schliesslich hatte Pascal Gisler noch gegen den im nationalen Olympiateam stehenden Steven Graf (74 kg, Freistil) anzutreten. Der Schattdorfer setzte alles auf eine Karte, handelte sich indessen bereits nach knapp 100 Sekunden eine Schulterniederlage ein. – Schattdorf behielt das bessere Ende der spannenden Begegnung schliesslich mit 19:18 für sich.
Jetzt wartet Willisau auf die RRS
In einem zwischen Gabriel Christen und dem Kriessener Coach Hugo Dietsche (Bronze-Olympiamedaillengewinner Los Angeles 1984) gehaltenen Halbzeit-Interview würdigte der Ostschweizer das Vorstossen der Urner in den Halbfinal. „Macht so weiter wie bisher“, lautete der Ratschlag an die Adresse der Schattdorfer.
Letztere treffen nun im Halbfinal am kommenden Samstag auswärts auf Willisau. Dazu werden spezielle Fahrtmöglichkeiten angeboten. Der Match beginnt um 20 Uhr. Das erste NLA-Semifinale wird gleichenorts zwischen Hergiswil und Kriessern bestritten (ab 17.30 Uhr).
Der Retourkampf zwischen Schattdorf und Willisau findet am 28. November in der Grundmattenhalle (20.00 Uhr) statt. Die RRS bietet seinen Zuschauern dabei die Gelegenheit, das jeweils interessante Abwägen einmal vor Ort (ab 19.00 Uhr) live in der Halle mit zu verfolgen.