Hutter Premium League: Kriessern – Schattdorf 20:18
Nach 8-Punkte-Pausenführung die kalte Dusche: Kampfrichter vermieste Urner Punktegewinn.
von Ruedi Ammann
Beim bislang verlustpunktelosen Leader der Nationalliga A (Hutter League) traten die Schattdorfer am Samstagabend als klare Underdogs an. Doch die Urner liessen sich von dieser Ausgangslage nicht beeindrucken. Sie legten wie die Feuerwehr los, um bis zur Pause mit 14:6 (!) in Front zu liegen. Die Überraschung lag aus Sicht der Gäste in Griffnähe. Doch da war noch Kampfrichter Martin Kaiser. Er war es, der sein „Veto“ einlegte und etliche höchst unverständliche Entscheide, grossteils zuungunsten der Schattdorfer, fällte. Sie rissen selbst RRS-Coach Marco Gisler vom Hocker, was diesem die gelbe Karte eintrug. Ihm, der sonst als höchst besonnen gilt. Aber auch Teamtrainer Michi Jauch hatte für das Verhalten des für einmal überhaupt nicht unparteiisch wirkenden Mattenchefs öfters überhaupt kein Verständnis. Und lag damit durchaus richtig, wie auch nachträgliche Kontakte zu sonst „angefressenen“ einheimischen Kiebitzen (und anderen…) klar aufzeigten.
Nichts beweist dies deutlicher als der Kommentar des Kriessener Vereinschronisten. Er schrieb nach dem umstrittenen Fight aus der Optik des Heimklubs wörtlich: „Beim Fight zwischen Kriessern und Schattdorf gab für einmal nicht nur die Leistung der Athleten zu reden, sondern speziell jene des Kampfrichters. Die Urner fühlten sich am Ende um einen Punkt betrogen und der Gastgeber freute sich nur verhalten über den 20:18-Sieg.“
Und weiter: „Der Ärger der Innerschweizer war verständlich und auch die Kriessener hätten sich wohl nach dem Kampfverlauf nicht über ein Unentschieden beklagt. Obwohl auch sie einige Male Grund zum Protest hatten, war es eine Entscheidung im letzten Kampf, die für hitzige Gemüter beim Gast sorgte.“
Innerschweizer Superstart
Im untersten Gewicht (Freistil) zog der Kriessener Guillermo Figueroa mit 2:0 in Front. Doch Schattdorfs Vereinspräsident Stephan Imholz nutzte die Bodenschwäche des Gastgebers frech: Schultersieg. Im obersten Gewicht (Greco) vermochte Andreas Brandenberger den ungestümen Angriffen Michi Jauchs nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Letzterer punktete respektlos, um seinen Antipoden noch vor Ablauf des ersten Wettkampfteils zu schultern. Hin und her wogte das Duell im 61-kg-Gewicht (Greco) zwischen Sven Gamma und Christoph Wittenwiler. Der RRS-Athlet wirkte zweikampfstark, sich dabei in Front katapultierend. Doch der Ostschweizer steckte nicht auf, um in Front zu ziehen und schliesslich den ersten Sieg nach Punkten für seine Truppe an Land zu ziehen (10:7). In der 97-kg-Klasse (Freistil) musste Elias Kempf unten durch. Der Kriessener Jürg Hutter zog auf 14:0 weg, den Schultersieg vehement anstrebend. Doch Kempf fand in der Folge immer besser ins Duell und gab sich schliesslich nur nach Punkten geschlagen (4:14), dies obwohl sich Kriessern am Schluss auch über eine Schulterniederlage ihres Kämpfers nicht hätte beklagen dürfen. Simon Gerig trat zum letzten Zweikampf vor der Pause gegen Gagik Ghazaryan (65kg Freistil) auf die Matte. Der Schattdorfer übernahm frühzeitig das Zepter, äufnete sein Zählerkonto kontinuierlich auf 22:6, hatte damit seinem Widersacher dadurch aber immerhin einen Teamwertungspunkt abzutreten. Fazit nach fünf Einsätzen: 14:6 für Schattdorf! Wer hätte das gedacht. Auch Teamtrainer Michi Jauch gab sich zu diesem Zeitpunkt überzeugt, dass seine Truppe nach absolviertem Programm den Tagessieg an ihre Fahne heften würde. Doch denkste: Die eingangs geschilderten groben Ungereimtheiten des Kampfrichters stoppten die Urner Höhenflüge im Verlaufe
der letzten fünf Einsätze. Trotzdem Schattdorfs Verstärkung aus Brunnen, Ruedi Appert, gegen Marco Hutter (86 kg, Greco) nichts anbrennen liess und das bessere Ende mit 9:2 Punkten für sich behielt. Die RRS-Reserven waren zwischenzeitlich auf stolze zehn Längen (17:7) angewachsen. Die Überraschung des Tages war damit schon fast geritzt: Zwei Zähler fehlten den Gästen zur definitiven Siegsicherung…
Die letzten vier Zweikämpfe
Nicolas Christen trat im 70-kg-Gewicht (Greco) gegen David Hungerbühler an. Der Ostschweizer agierte taktisch äusserst klug und schlug im Bodenkampf zu, was ihm zum 6:2-Punktesieg verhalf. Auch in diesem Fight staunten die Urner nicht schlecht, dass der im Standkampf um einiges aktiver wirkende Christen, aufgrund einer Verwarnung die Bodenlage aufzusuchen hatte und sein Gegenüber nicht, obwohl sich beide mehr oder weniger neutralisierten aus dem Stand. Heinz Zberg fand den Tritt gegen Tobias Betschart (80 kg, Freistil) nicht wunschgemäss. Der Kriessener liess sich Zähler um Zähler schreiben, um mit 7:0 Punkten das bessere Ende für sich zu behalten. Pascal Gisler hatte sich gegen Steven Graf (74 kg, Freistil), einer der starken Rheintaler Internationalen, zu wehren und handelte sich dabei eine technische Unterlegenheit (0:16) ein. Im Mannschaftszwischenklassement war der Vorsprung der Innerschweizer somit auf zwei Längen zusammengeschmolzen. Somit hatte das letzte Duell bezüglich Tagessiegvergabe zu entscheiden. Fabio Dietsche hatte nun gegen den RRS-Akteur Mateo Dodos (74 kg, Greco) zu null und mit mindestens 5 Punkten zu gewinnen, wollte er dem Heimklub noch zum Sieg verhelfen. Dietsche machte bis zur am Ende vieldiskutierten Szene alles richtig, geriet jedoch nach seiner 12:0-Führung in der Zone in Bedrängnis. Doch der Kampfrichter entschied andersrum, respektive erneut gegen Schattdorf (!), und nach dem 14:0 liess sich Dietsche mit technischer Überlegenheit (16:0) und damit sein Team als Tagessieger (20:18) feiern.
Kampfrichter-Leistung als „katastrophal“ eingestuft
Die Wogen über den „gestohlenen“ Punktegewinn gingen im Schattdorfer Lager nach der Niederlage, die eigentlich keine war, natürlich hoch. Adrian Schuler, Sportchef der Ringerriege Schattdorf, pflegte am Sonntag Kontakt mit dem höchsten Kampfrichter der Schweiz, Jean-Claude Zimmermann. Dieser hatte die Begegnung in Kriessern persönlich vor Ort mitverfolgt. Trotz der Tatsache, wonach der Ringerriege Schattdorf damit möglicherweise entscheidende Punkte auf dem Weg zur Halbfinalteilnahme (vier beste Staffeln nach Abschluss der Qualifikationsrunde) vermasselt wurde.
Unter Berücksichtigung der beiden andern NLA-Ergebnisse (Hergiswil – Einsiedeln 30:10, Willisau – Freiamt 24:12) präsentiert sich die Zwischenrangliste bei Halbzeit der Qualitour wie folgt:
1. Kriessern 10
2. Hergiswil 6
3. Willisau, Schattdorf, Freiamt alle 4
6. Einsiedeln 2 Punkte
Die Ringerriege Schattdorf bestreitet den Auftakt zur Rückrunde (fünf Einsätze) am kommenden Samstag. Matchbeginn in der BBZ-Halle in Willisau ist um 20.00 Uhr.