Der Urner Nicolas Christen steht im Aufgebot der Junioren-Nationalmannschaft für die WM in Bulgarien!
Nicolas Christen von der Ringerriege Schattdorf wird die Schweiz an den bevorstehenden Junioren-Weltmeisterschaften in Sofia (Bulgarien) vertreten. Ehre und Verpflichtung zu gleichen Teilen für den im Sternzeichen des Stiers geborenen (24. April 1994) Urner Nachwuchsathleten, der bereits eine Vielzahl von Schweizermeisterschaftstiteln respektive -medaillen in seinem Besitz hat. Der 1.84 m grosse und 74 Kilo auf die Waage bringende, in Rothenburg wohnhafte Urner, hat kürzlich mit Bravur die Lehrabschlussprüfung bestanden. Im Interview gegenüber dem Urner „Wochenblatt“ nimmt er nun Stellung zu seinem nächsten grossen Ziel:
Wie kamst Du überhaupt zum Ringersport?
Nicolas Christen: „Mein Vater war 25 Jahre im Vorstand der Ringerriege Schattdorf, davon zehn Jahre als Sportchef. Mit ihm zusammen schaute ich mir Ringerkämpfe an, welche mich von Beginn weg faszinierten. Mit sechs Jahren machte ich dann erstmals an einem Nachwuchsturnier mit. Seither bin ich intensiv mit dem Ringersport beschäftigt.“
Du hast bereits eine Vielzahl von SM-Titeln und -Medaillen in Deinem Besitz – wie viele genau?
Nicolas Christen: „Ich habe insgesamt 21 Medaillen an Schweizermeisterschaften erkämpft. Bis heute durfte ich mich zehnmal als Meister feiern lassen. Dazu kommen fünf Silber- und sechs Bronzemedaillen. International konnte ich auch einige Turniere in Holland, Deutschland, Oesterreich, Frankreich und der Schweiz als Sieger beenden. Den grössten internationalen Erfolg erkämpfte ich an der Europameisterschaft der Kadetten im Jahre 2011 in Warschau (Polen) mit dem fünften Schlussrang und somit dem Gewinn des Diploms.“
Welche Auszeichnung hat für Dich persönlich den grössten Stellenwert?
Nicolas Christen: „Bestimmt war der Diplomgewinn an den Europameisterschaften vor zwei Jahren das bisherige Highlight. Doch jeder Sieg oder Medaillengewinn war auf seine Weise eindrücklich.“
Das alles kommt natürlich nicht von selbst – wie oft trainierst Du wöchentlich?
Nicolas Christen: „Vier- bis fünfmal. Die Trainings absolviere ich in Schattdorf, Rothenburg und mit dem Nationalkader. Nebst dem Mattenringen im Kanton Uri betreibe ich nach wie vor eine Trainingseinheit mit den Leichtathleten in Rothenburg, wo ich seit der Schulzeit mit dabei bin. In den letzten Wochen konnte ich nicht so oft trainieren, da ich Lehrabschlussprüfungen hatte, doch jetzt kann ich wieder mehr Zeit in den Sport investieren.“
Gehen Spitzensport und Ausbildung bei Dir persönlich unter einen Hut?
Nicolas Christen: „Bis heute hat dies eigentlich gut geklappt. Ich habe einen sehr flexiblen Chef, welcher Verständnis hat für meine sportlichen Absenzen. Zudem kann ich nach der LAP bei meiner Lehr- und Baufirma Cerutti AG in Rothenburg bleiben. So kann ich mein Trainingspensum mit dem Nationalkader ausbauen, was mein Arbeitgeber grosszügig unterstützt. Ich darf von sehr guten Voraussetzungen sprechen und vermag somit Beruf und Sport sehr gut unter einen Hut zu bringen.“
Sicher gibt es sowohl beruflich wie sportlich bestimmte Ziele?
Nicolas Christen: „Beruflich möchte ich jetzt zuerst einmal Erfahrung sammeln als ausgelernter Maurer im Hochbau. Ich kann mir sehr gut vorstellen, später einmal Vorarbeiter oder Polier zu werden. Sportlich heisst das Ziel die Qualifikation für den grösstmöglichen Anlass, die Olympiade. Hierzu setze ich all meine Energie ein, um diesen Traum in Erfüllung gehen zu lassen. Im Jahr 2015 ist vorgesehen, dass ich die Sportler-RS absolviere.“
Nun stehen die Junioren-Weltmeisterschaften im August in Sofia (Bulgarien) vor der Tür – die Ziele im Hinblick darauf?
Nicolas Christen: „Ziel ist ein Platz in den Top-Ten. Dazu braucht es nebst einer guten Vorbereitung natürlich auch einiges an Los- und Wettkampfglück.“
Legst Du für dieses Ziel bezüglich Vorbereitung trainingsmässig noch einen Zahn zu?
Nicolas Christen: „Ich reise mit dem Nationalkader im Juli für zwei Wochen nach Deutschland, um dort zusammen mit dem deutschen Nationalkader zu trainieren. Aus der Schweiz werden etwa zehn Ringer nach Freiburg im Breisgau reisen und dort von den sehr guten Bedingungen zu profitieren versuchen. Nachher werde ich mich in Schattdorf noch individuell vorbereiten, bevor wir mit dem Nationalkader Mitte August nach Sofia reisen.“
Aus Deiner persönlichen Sicht: Haben die Schweizer international überhaupt Chancen, den starken Oststaatlern Paroli bieten zu können?
Nicolas Christen: „Die Chance besteht immer, doch muss bei uns alles zusammenstimmen. Jeder Ringer hat schwache Momente, und solche gilt es bei Ringern aus dem Ostblock auszunutzen. Es gibt heute sozusagen keine leichten Gegner mehr – alle wollen Erfolg haben und trainieren hart.“
Wie siehst Du die Zukunft des Ringersports (des Nachwuchses im Speziellen) im Kanton Uri?
Nicolas Christen: „Wir haben schon einige junge Talente in unseren Reihen, von welchen ich überzeugt bin, dass sie es in den kommenden Jahren schaffen, sich an der nationalen Spitze zu etablieren. Dies ist jedoch nur mit sehr grossem Trainings- und Wettkampffleiss zu erreichen. Wir haben untereinander ein sehr gutes Verhältnis und pflegen dieses auch, was auch ein Erfolgsfaktor sein kann. Mit dem Bau der neuen Trainingshalle in der Grundmatte in Schattdorf erhoffe ich mir noch einen zusätzlichen Schub, nicht nur bei den Nachwuchstalenten, sondern auch bei den Junioren und Aktiven.“
Interwiew: Ruedi Ammann, Urner Wochenblatt